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Fachtag Ethik der Q3

Besuch im Amtsgericht

Am 10. September fand für die Q3 der Religion- und Ethikfachtag statt. Dabei hatten wir die Möglichkeit zum Thema Recht und Gerechtigkeit das Amtsgericht in Frankfurt zu besuchen. Die beiden Ethikkurse von Herrn Dr. Alidoust trafen sich früh morgens am Bahnhof, Herr Alidoust kam jedoch geringfügig zu spät, wofür er sich äußerst großzügig mit einem Kuchen entschuldigen wird. 

Kurz vor Ankunft unseres Zieles wurden wir gegenüber des ehemaligen Polizeigefängnisses Klapperfeld über die wechselhafte Nutzungsgeschichte des Gebäudes aufgeklärt. Insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus wurden hier von der Polizei und Gestapo Verfolgte inhaftiert, von denen nicht wenige gefoltert und manche auch ermordet wurden. Beim Gericht angekommen, mussten sich alle einer Sicherheitskontrolle unterziehen, bei der uns Utensilien, vornehmlich Scheren, abgenommen wurden. Die beiden Kurse durften sich in unterschiedliche Gerichtsverhandlungen setzen und sich vor Ort anschauen, wie das Recht durchgesetzt wird. Der andere Kurs setzte sich mit einer Verhandlung zum Thema Betrug auseinander. Dabei ging es um eine Person, die Arbeitslosengeld erhielt, obwohl sie nebenbei illegal arbeitete. Der Fall wurde noch bei dieser Verhandlung mit einem Urteil abgeschlossen. 

In unserer Verhandlung wurde jemand wegen Vergewaltigung angeklagt. In diesem Fall erschien die Zeugin leider nicht, so dass wir lediglich die Perspektive des Angeklagten hörten. Dadurch, dass es die Erstverhandlung war, fanden wir es besonders spannend. Leider mussten wir die Verhandlung frühzeitig verlassen, da der andere Kurs bereits auf uns wartete.                                                                               Klapperfeld.jpeg

Auf dem Rückweg zur Schule beschäftigten uns die beiden Fälle sehr und es kam zu einem regen Austausch zwischen den Schüler*innen. Auch in der Schule wurden Fragen aufgeworfen wie: „Ist das Urteil gerecht?“ oder „Ist der Angeklagte wirklich schuldig?“. 

Herr Dr. Alidoust hatte auch einen Gast geladen, Frau Andrianna Filtanidou, eine Rechtsstudentin im dritten Semester. Sie erklärte uns in Bezug auf die Gerichtsverhandlungen, dass die Funktion der Rechtssicherheit oft wichtiger als die Gerechtigkeit selbst sei. Deswegen könnten Verhandlungen gegen rechtskräftig Freigesprochene laut des Bundesverfassungsgerichts gemäß des Verbots der Doppelbestrafung und der Rückwirkung von Gesetzen nicht wiederaufgenommen werden.

Zum Abschluss des Fachtags gab es noch eine spannende Podiumsdiskussion zum Thema: „Sollte Prostitution verboten werden?“. Vier Schüler*innen schlüpften in die Rollen einer Prostituierten, eines Aktivisten, einer Richterin und eines Philosophen. Mit Hilfe der im Unterricht gesammelten Vorkenntnisse kam es zu einer hitzigen Debatte. Dies war ein würdiger Abschluss für einen gelungenen und lehrreichen Tag.

Text: Jule Maier, Kaylie Lundquist, Dr. Fuad Alidoust 

Rawls in WG, Schule und Staat

Der Fachtag Ethik und Religion 2024 am Friedrich-Dessauer-Gymnasium stand für die Ethikkurse von Herrn Tuckfeld und Herrn Schultz unter dem Motto „Rawls in WG, Schule und Staat“. Inhalt des Fachtags war die Theorie der Gerechtigkeit nach John Rawls, einem der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Ziel dieser Theorie ist die Beantwortung von drei Fragen: Was macht eine gerechte Gesellschaft aus?      Gruppenarbeit.jpeg

Worin besteht soziale Gerechtigkeit? Und wie kann man sie konkret verwirklichen? Mithilfe eines Rollenspiels, in dem sie eine Mitbewohnervereinbarung für eine fiktive Wohngemeinschaft erstellen sollten und so niedrigschwellig die Schwierigkeit der Anwendung verschiedener sozialer Gerechtigkeitskategorien, wie etwa der Leistungs- und Bedarfsgerechtigkeit, erkennen konnten, und verschiedener Gedankenexperimente haben die Lernenden die Grundüberlegungen und Problemstellungen der Theorie erkannt und in ihre Lebenswelt übertragen, um so den praktischen Nutzen und die Relevanz der Theorie Rawls erlernen zu können.

Text: Tjark Tuckfeld