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„Nous étions des enfants“

Am Mittwoch vor den Osterferien hat Rebecca Lyson, eine ehemalige Schülerin der Anna-Schmidt-Schule in Frankfurt und dort Schülerin von Frau Fritzges und Herrn Richter, eine Nachmittagseinheit mit den Q2 Französischgrundkursen in der Schulbibliothek des FDG durchgeführt.

Dies ließ sich thematisch gut in den Unterrichtsstoff einbinden, da wir zuvor im Französischunterricht die deutsch-französischen Beziehungen und damit das während des Zweiten Weltkriegs herrschende Vichy-Régime sowie die Bedeutung von Zeitzeugen  für das Erinnern an den Holocaust behandelt hatten. Rebecca Lyson hat das Buch der jüdischen Holocaustüberlebenden Rachel Jedinak vom Französischen ins Deutsche übersetzt und von deren Leben sowie von ihren eigenen Erfahrungen während ihres Studiums in Paris berichtet.

Besonders im Kopf geblieben ist uns hierbei die Geschichte mit den französischen Nachbarn Rebeccas. Sie erzählte, dass sie ihr Fahrrad in Paris immer auf dem Hinterhof in Paris abgestellt habe, was ihren französischen Nachbarn dazu veranlasste, ihr einen Zettel zu schreiben, mit der Frage, ob es denn schon wieder eine deutsche Besatzung gäbe.

Rebecca zeigte uns Ausschnitte und Bilder aus dem Leben von Rachel Jedinak und erzählte auch von ihrer persönlichen Begegnung mit der 91-jährigen. Trotz ihrer traumatischen Vergangenheit setzt Jedinak sich bis heute unter anderem in französischen Schulen für einen kulturellen Austausch und gegen Antisemitismus ein, wobei sie immer wieder auf Kinder trifft, die von ihren Eltern schon früh negativ beeinflusst werden. In ihrem Buch „Nous étions des enfants“, was auf deutsch so viel heißt wie „Wir waren nur Kinder“ erzählt sie von ihren eigenen Erfahrungen als jüdisches Kind in Paris während des Nationalsozialismus. Rebecca gesteht, dass die Übersetzung des Buches für sie ein Herzensprojekt war.

Wie wir, war sie im Grundkurs Französisch und ermutigt uns Schüler und Schülerinnen dazu, ebenfalls neue Herausforderungen anzunehmen. Trotz der Intensität des Inhalts und dem Arbeitsaufwand beim Übersetzen empfand sie die Gespräche mit der Autorin als sehr bereichernd.

Im Anschluss konnten wir Schüler Fragen stellen, z.B. wie man sich das Leben einer jungen Studentin in Paris vorstellen kann. Eine weitere Frage war, wie die Zusammenarbeit mit Jedinak verlaufen sei, da es sich ja um eine traumatische Vergangenheit gehandelt habe, woraufhin Rebecca erklärte, dass Jedinak nicht in Kategorien von Opfer und Täter denkt, sondern Brücken zwischen den verschiedenen Ländern und Kulturen bauen möchte. Aus diesem Grund habe sich Jedinak auch jahrelang für Gedenktafeln in Schulen in Frankreich stark gemacht, die an das Schicksal der jüdischen Schüler erinnern sollen.

Als anstrengend, aber auch sehr inspirierend beschreibt Rebecca ihren Aufenthalt in Frankreich, wo sie deutsch-französisches Recht studiert hat. Und mit diesen netten Worten ging die Veranstaltung zu Ende.

Inga Lassek, Q2