Hauptmenü

Mit der Bundeswehr zum Hessentag?! – Das Kontroversitätsprinzip in der Praxis

Wie viele anderen Schulen erhielt auch das Friedrich-Dessauer-Gymnasium das Angebot der Bundeswehr zu einem Besuch des diesjährigen Hessentag 2023 in Pfungstadt. Das Angebot „Zu Gast bei der Bundeswehr“, die Präsenz der Bundeswehr auf dem Hessentag und auch generell die Kooperation zwischen der Bundeswehr und Schulen sind umstritten, weshalb man sich im Vorfeld der Exkursion zum Hessentag intensiv Gedanken gemacht hat, wie man die Schülerinnen und Schüler des PoWi-LOKs von Herrn Bok und des Q2 PoWi-Grundkurses von Herrn Redelberger zu einem eigenständigen und differenzierten Urteil über die Bundeswehr und deren Öffentlichkeitsarbeit befähigt, denn: „Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen.“ (Beutelsbacher Konsens)

Darüber, inwiefern dies gelungen ist, berichten im Folgenden eine Schülerin und ein Schüler der Q2.

Michael Redelberger

Vortrag zur Sensibilisierung für die (Öffentlichkeits-)Arbeit der Bundeswehr am 30.05.2023

Hessentag 2.jpeg

Im Vorfeld des Besuchs des Hessentags, der von der Bundeswehr zu Werbezwecken organisiert wurde, kam am 30.05.2023 ein Referent für Friedensbildung von der Evangelischen Kirche zu uns in den PoWi- Unterricht. Dieser sollte uns die Bundeswehr, deren Aufgaben und Vorgehensweise aus einer anderen Perspektive näherbringen. Jede*r sollte sich von der Institution Bundeswehr ein eigenes Bild machen können.

Nach der Begrüßung zeigte uns der Referent, Herr Untch, eine Präsentation über die Bundeswehr, in der er auf die Aufgaben der Bundeswehr einging, die sich seit ihrer Gründung 1955 bis heute stark verändert haben. Er sprach ebenfalls die Werbung der Bundeswehr an, die kritisch zu sehen sei. Als Beispiel zeigte er uns ein Werbeplakat der Bundeswehr mit dem Spruch “Mehr Openworld geht nicht”, das im Rahmen der Gamescom, einer Videospielmesse, gezeigt wurde. Dies erntete nach der Veröffentlichung viel Kritik, da der Beruf des Soldaten und allgemein die Bundeswehr mit einem Videospiel verglichen wurden.

Ebenso machte uns Herr Untch auf die Initiative “Unter 18 nie!” und die Tatsache aufmerksam, dass Deutschland als eines der wenigen Länder Soldaten schon ab 17 Jahren ausbildet. Er erklärte, dass sich die Initiative dafür einsetze, erst ab 18 in die Bundeswehr kommen zu können. Die Abbrecherquote der Nicht-Volljährigen sei hoch. Gegen Ende des Vortrags hatten wir Zeit, Fragen zum Thema Bundeswehr zu stellen und noch offen gebliebenes zu klären. Alles in allem fand ich den Vortrag von Herrn Untch gelungen und auch sinnvoll im Vorfeld des Besuchs des Hessentags, da er Themen angesprochen hat, die mir in dieser Ausführlichkeit noch nicht bekannt waren.

Anton Fischer (Q2)

Hessentag 3.jpeg

Herr Untch hat uns viel über die Rolle der Bundeswehr und auch die Rolle der Minderjährigen in der Bundeswehr aufgeklärt. Er hat viele Themenbereiche angesprochen, die auch uns Jugendliche betreffen. Meiner Meinung nach hat Herr Untch uns sehr gut vermittelt, dass man als Jugendlicher nicht von der Werbung der Bundeswehr geblendet werden soll. Teilweise wird in der Werbung der Krieg ausgeblendet, oder auch die psychischen und physischen Folgen und Risiken eines Jobs bei der Bundeswehr werden oft nicht genug verdeutlicht. Zwar ist Werbung wichtig, jedoch sollte man darauf achten, dass sie nicht irreführend für Jugendliche ist. 

Insgesamt fand ich es sehr interessant, eine etwas kritischere Seite in Bezug auf die Bundeswehr zu hören. Dieser Vortrag hat einen angeregt, sich mehr über einen Job bei der Bundeswehr Gedanken zu machen, und nicht die Risiken, die mit diesem Job auf einen zukommen, zu vernachlässigen. Herr Untch hat mit seinem Vortrag sehr gut dargestellt, dass die Bundeswehr nichts Schlechtes ist, man jedoch gut bedenken sollte, ob man sich dort einen Job als Soldat vorstellen kann.

Sarah Debus (Q2)

"Zu Besuch bei der Bundeswehr" / Exkursion zum Hessentag in Pfungstadt am 06.06.2023

Hessentag 4.jpeg

Am 6.6.2023 haben wir mit unserem PoWi-Kurs eine Exkursion zum Hessentag in Pfungstadt unternommen. Morgens gegen 9:45 Uhr haben wir uns am Schulhof getroffen und haben auf den Bus gewartet. Dann sind wir ca. 45 Minuten nach Pfungstadt gefahren. Der Busfahrer war sehr freundlich und hat uns auf dem Weg zum Hessentag auch vieles gezeigt und erzählt, was man auf dem Hinweg sehen konnte. Als wir ankamen, hat uns direkt eine Frau mit zwei anderen Männern der Bundeswehr empfangen und wir sind zum Festplatz gelaufen. Leider gab es ein paar Komplikationen, da es unsicher war, ob wir einen Vortrag der Bundeswehr überhaupt hören würden. Deshalb wurde der Plan anders strukturiert und wir wurden erst auf dem Festplatz im Bereich der Bundeswehr allgemein informiert, wie der Festplatz aufgebaut ist. Hierbei hat uns ein Offizier, Herr Pinkl, kurz erklärt, wo die verschiedenen Bereiche der Bundeswehr sind, wie zum Beispiel die Beratungsstelle für Fragen oder auch der Marinebus, die Militärpolizei, die Berufsfeuerwehr oder auch die Feldpost. Zudem konnte man auch zwei Transportpanzer besichtigen. Zwar waren keine Kampfpanzer ausgestellt, da sie woanders stationiert sind, jedoch war es auch sehr interessant, Transportpanzer zu sehen.

Hessentag 5.jpeg

Hessentag 6.jpeg

Nach der kurzen Einleitung wurden wir zur Feldküche gebracht, wo uns unsere Lunchpakete ausgestellt wurden. Man konnte entscheiden zwischen einem vegetarischen oder einem fleischhaltigen Lunchpaket, es war also für jeden etwas dabei. Nach der Ausgabe des Lunchpakets konnten wir uns frei verteilen und essen. Nach dem Essen wurden wir wieder zur Platzmitte gebracht und uns wurde verkündet, dass wir doch einen Vortrag von der Bundeswehr uns anhören dürfen. Nach langer Wartezeit sind wir dann circa 30 Minuten zur Halle gelaufen, wo der Vortrag stattfinden sollte. 

Hessentag 7.jpeg

Die technische Ausstattung der Bundeswehr wurde klein gehalten, und wir wurden von einem Offizier über die verschiedenen Berufsbereiche bei der Bundeswehr aufgeklärt. Zuerst wurden wir eingewiesen, welche Bereiche es überhaupt gibt wie zum Beispiel die Luftwaffe oder auch das Heer und die Marine. Danach wurde uns erklärt, was man mit dem jeweiligen Bildungsstand bei der Bundeswehr für Aufgaben übernehmen könnte. Der Offizier hat auch die negativen Seiten angesprochen wie zum Beispiel, dass man bei Krieg auch jemanden erschießen können müsste, jedoch fiel der negative Teil der Bundeswehr klein aus, und es wurde meist nur über die positiven Aspekte gesprochen wie zum Beispiel das Gehalt oder auch die Vielfältigkeit beim Standort. 

Hessentag 8.jpeg

Nach seinem Vortrag haben wir auch noch ein paar Werbegeschenke bekommen und hatten dann freie Zeit. Ein Teil ist zurück zum Festplatz gelaufen, aber man konnte sich natürlich auch die Stände vom Hessentag anschauen. Für die Orientierung haben wir auch Karten bekommen, wo verschiedene Stände eingezeichnet waren. Nach der langen Freizeit haben wir uns alle an einem Treffpunkt wieder versammelt und der Bus hat uns gegen 16:00 Uhr wieder abgeholt und wir waren gegen 17:00 Uhr wieder an der Schule.

Meiner Meinung nach war die Exkursion zum Hessentag eine schöne Idee und es war auch interessant, die andere Perspektive auf die Bundeswehr zu hören. Es war sehr vorteilhaft, dass wir ein paar Tage zuvor einen Vortrag von Herr Untch gehört haben, damit wir bei diesem Ausflug auch nicht die negativen Aspekte der Bundeswehr vergessen. Ich fand es jedoch schade, dass ein Großteil der Mitarbeiter der Bundeswehr relativ unfreundlich war, dass die Organisation des Vortrags nicht wirklich funktioniert hat und wir öfters längere Wartepausen hatten, da keiner so wirklich genau wusste, wo sie uns jetzt noch unterbringen können. Zudem hat man bei dem Vortrag des Offiziers das Gefühl vermittelt bekommen, dass deren Arbeit mehr wert als andere Jobs sei. Es wurde versucht, hauptsächlich durch die finanziellen Aspekte den Beruf bei der Bundeswehr attraktiv wirken zu lassen. Jedoch sollte man meiner Meinung nach nicht die ganzen Risiken vergessen, die bei solch einem Beruf auf einen zukommen. Immerhin riskiert man sein Leben und nimmt es im Ernstfall auch anderen. Ich bin dankbar, dass Menschen ihr Leben riskieren, um Deutschland zu beschützen, jedoch wäre dieser Beruf nichts für mich. Ich fand die Idee, so einen Ausflug mit einer Klasse zu unternehmen sehr schön und würde auch noch einmal dorthin fahren, da es mir auch trotz der negativen Aspekte viel Spaß gemacht hat.

Sarah Debus (Q2)